Sonntag, 4. Juli 2010

Türkei

Nach dem wir nun wegen der Verletzung von Matthias länger als geplant in der Türkei waren, haben wir nun am letzten Montag Istanbul verlassen, um sind dann weiter richtung Bulgarien und die Schwarzmeerkueste gefahren.
Obwohl uns die Vorstellung 10 Tage in Canakkale auszuharren ziemlich schockte, versuchten wir die Zeit so gut wie möglich zu nutzen, was nicht gerade einfach war, da Matthias wegen seinem Fuss weder lange laufen noch ins Wasser durfte. Zuerst mussten wir uns einmal an den Tagesrhytmus von Deniz, unserem türkischem Host, gewöhnen, welcher normalerweise um 2 Uhr am Nachmittag aufstand und irgendwann nach dem ersten Muezzinruf ins Bett ging. Was ebenfalls fest im Wochenprogramm verankert war, waren die Besuche im Spital, was auch eine im Nachhinein betrachtet lustige Sache war, da bei jeder Behandlung, ähnlich wie auf einer Baustelle, unzählige Personnen (Angestellte und Schaulustige) um den Patient herumstaden und „mithalfen“ ihn zu pflegen. Was uns die Zeit in Canakkale sicherlich verkürzte waren Güven und Gülce, mit welchen wir einen Grossteil der Abende am Meer mit einem kühlen Efes verbrachten. Güven besitzt zudem ein Internet- und Spielcafe, wo wir surfen und unsere Backgammon-Kenntnisse verbessern konnten.
So begannen die meisten Tage damit, dass wir irgendwann aufstanden in der gegnüberliegenden Bäckerei, was zum Essen einkauften, danach durch die Stadt flanierten, um dann irgendwann ins Internetcafe oder das Tattoo-Studio von Deniz zu gehen. Zwischendurch schauten wir uns auch die WM-Spiele an oder erledigten gewisse Dinge. So verging die Zeit dann relativ schnell und wir verliessen Canakkale und die neugewonnenen Freunde mit einem lachenden aber auch mit einem weinenden Auge richtung Istanbul.
Der erste Tag auf dem Fahrrad fühlte sich gut an und so machte es uns auch nichts aus, dass wir unsere Karte verloren hatten und so nur Hauptstrasse fuhren konnten. Apropos Hauptstrasse: Wir machten an diesem Tag die Erfahrung, dass die Definition „Hauptstrasse 1. Grades“ doch sehr schwammig ist. Denn am Anfang unserer Etappe fuhren wir auf einer mit einer dreispurigen Autobahn zum Verwechseln ähnlichen Strasse, welche sich nach kurzer Zeit in einen schmalen holprigen einspurigen Weg, wie er bei uns von Rüti bei Riggisberg nach Hinterfultigen führt, verwandelte, auf welchem allerdings nicht weniger Verkehr war als zuvor. An diesem Abend machten wir dann auch die Erfahrung, dass es doch auch schwierig sein kann einen guten Schlafplatz zu finden, wenn man sich in einer Ebene nahe einer Stadt aufhält und so verbrachten wir die Nacht auf einem schrägen Hang nahe eines Feldweges, wo unsere Nachbaren mehrheitlich riesige Kreuzspinnen waren.
Am nächsten Morgen machten wir uns gestärkt nach einem Erdbeer-Margarine-Zmorgen auf richtung Badirma, wo uns die Fähre nach Istanbul bringen sollte. Das Problem war nur, dass wir uns nicht sicher waren, wie weit wir noch zu fahren hatten und ob überhaupt eine Färe fuhr, denn die Informationen aus dem Internet schienen nicht mehr topaktuell. Nach einer Fahrt durch mehrheitlich langweilige Industirezonen und einigen Hügeln erreichten wir am frühen Nachmittag Bandirma, wo wir erstmal unseren Hunger stillten und danach realisierten, dass tatsächlich eine Fähre zur angegebenen Zeit den Hafen richtung Istanbul verliess. Nichts wie los zum Tickerverkäufer, welcher uns nach dem Kauf etwas auf Türkisch zu erkären versuchte, was wir allerdings nicht verstanden. An Bord angekommen verstanden wir. Da die Fähre schon ausverkauft war, blieben für uns nur ein paar lausige Sitze ohne Kopflehne und Fenster im Oberdeck übrig. Naja egal, wir kamen schliesslich in Istanbul an, wo wir überwältigt waren von der Schöhnheit dieser Stadt. Ohne Karte aber mit grossem Elan machten wir uns auf dem Weg unsere Unterkunft bei einem oestreichischen Studenten (Mihi) zu finden, was uns auf Anhieb gelang.
Was nun kam war Istanbul, eine sehr lebendige und touristische Stadt. Am ersten Tag besichtigten wir die grossen Sehenswuerdigkeiten der Stadt und liessen uns von den attraktiven Marktpreisen fuer Fruechte ueberzeugen. Am Abend schrieben wir wieder mal Karten an die Daheimgebliebenen.
Am naechsten Tag war Shopping auf der Istikal (der grossen Hauptstrasse in Beyoglu) angesagt, da wir noch Lesestoff und eine Karte brauchten. Die Karte brauchten wir, da wir uns entschieden, noch einen Umweg ueber Rumaenien und Moldawien zu machen. Nach dieser Shoppingtour genossen wir am Abend ein kuehles Bier mit Mihi.
Nach dem Fussballspiel am naechsten Tag wollten wir in ein türkisches Bad aus dem 17. Jahrhundert gehen, welches allerdings gerade umgebaut wurde und so erledigten wir dies erst am folgenden Tag, dafuer umso intensiver. Nach diesem Bad muss der Begriff "Duschen" neu definiert werden, denn im tuerkischen Bad duscht man nicht selber, sondern man wird geduscht. Nach einem Schwitzakt im Dampfbad wird einem von einem halbnackten Mitarbeiter die alte Haut abgeschrubbt, bevor er einem dann mit Seife massiert und knetet. Nach dieser Saeuberung waren wir wieder bereit einige Tage nicht zu duschen und so stellten wir uns nach 4 Tagen Istanbul unserem Albtraum: Mit dem Velo aus der 15-Millionen-Metropole herauszufahren. 60 km Stadtfahrt und 4 zerstoerte Lungen spaeter sahen wir erstmals wieder etwas gruen statt grau.
Die folgenden 2 Tage fuehrten uns durch huegeliges Hinterland mit wunderbaren Strassen und Uebernachtungsmoeglichkeiten bis zur tuerkisch-bulgarischen Grenze. Am letzten Tag in der Tuerkei wurden wir von einem Einheimischen in einem Dorf noch zum Cay (Tee) eingeladen und durften so noch einmal die Tuerkische Gastfreundschaft geniessen.

Bulgarien

Sobald wir wieder EU-Boden erreichten, nahmen die guten Strassen ein abruptes Ende. Waehrend wir zuvor noch einsam auf frisch geteerten 4-spurigen Schnellstrassen den Berg hochjagten, unterhielten uns bei der Abfahrt in Bulgarien die vielen Schlagloecher, denen es gekonnt auszuweichen galt. Am Abend schlugen wir unser Zelt in der Naehe der Hauptstrasse auf einder saftigen Weise auf, wo wir allerdings den Platz mit Hunderten von Braemen teilen mussten.
Am naechsten Morgen erwartete uns dann ein kaltes feuchtes Wetter, welches sich bis in Burgas in Regen verwandelte. In Burgas aenderten wir unsere Reiseplaene erneut. Da das Hochwasser in Rumaeinien und Moldawien sehr schlimm war, entschieden wir uns durch Bulgarien an die Donau zu fahren. Deshalb nahmen wir dann auch bei schlechtem Wetter noch ein Bad im Schwarzen Meer und fuhren am naechsten Tag bei heftigem Gegenwind und Regen in das Landesinnere. Nach Fahrten auf guten Nebenstrassen durch viele Doerfer, wo uns wieder einmal unglaeubig hinterhergeschaut wurde und bei fast jedem Halt unsere Fahrraeder von jedem im Dorf gemustert und beruehrt wurden, erreichten wir am naechsten Tag Shumen. Shumen ist nicht gerade als Touristen-Hochburg bekannt. So stammt der aktuellste Prospekt ueber die Stadt aus dem Jahre 1989. Am Abend trafen wir in Shumen Taro und Guera, welche mit ihrem Wagen ebenfalls im balkan unterwegs waren und genossen ein super Znacht und das anschliessende Fussballspiel in einem billigen Restaurant. An diesem Tag aenderten sich unsere Reiseplaene zum dritten Mal. Als sie uns anboten eine Zeit mit dem Auto mitzureisen, konnten wir dieses verlockende Angebot nich ablehnen und so fuhren wir noch einmal zurueck an das Schwarze Meer, welches dank dem Sonnenschein noch viel einladeder wirkte, und hatten an Abend ein BBQ mit freundlicher Unterstueztung von Brueno-Himself. Es tat gut mal nicht den ganzen Tag auf dem Fahrrad zu sitzen und dennoch weiterzukommen. Da wir nun allerdings ziemlich von der Route abgekommen waren fuhren wir am naechsten Tag noch nach Bukarest, von wo aus wir dann wieder Richtung Bulgarien fahren werden, um dort noch ein bisschen ins Hinterland zu gehen.


Super Strassen in der Tuerkei


Sonnenuntergang in Istanbul


Pavi vor Minarett


Nargile in Canakkale


Gueven und Guelce...


Mal anders unterwegs.. :)


Hotelaussicht ;)


Weitverbreitetes Transportmittel

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